Im zweiten Teil meiner literarischen Lesereise entführe ich dich nach Südostasien, genauer noch, ins Reich der Khmer. Ich stelle Bücher aus und über Kambodscha vor, die auf deiner länderspezifischen Literaturliste nicht fehlen dürfen:
Lesen ist neben oder am liebsten auch während des Reisens eine meiner großen Leidenschaften. An Stelle von Reiseführern wälze ich deswegen mittlerweile auch viel Lieber zu meiner Destination passende Bücher, die mir auf ganz eigene Art und Weise Einblick in ein Land gewähren. Dabei ist es ganz egal, ob es sich um einen Roman, ein historisches Porträt oder Fiktion handelt.
Bei kaum einem anderen Land dürfte sich die so ergebende Literaturliste derartig einheitlich um ein und das selbe historische Ereignis handeln, wie in Kambodscha: Die Herrschaft der roten Khmer.
Zwischen 1975 und 1978 kam es zur Machtübernahme durch die maoistisch-nationalistische Guerillabewegung, die sich selbst als Rote Khmer bezeichnete und in Kambodscha eine Art steinzeitlichen Kommunismus einzuführen versuchte. Dabei richteten sie knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung auf grausame Art und Weise – durch Exekutionen, Krankheit oder schlicht und ergreifend Nahrungsmangel – zu Grunde. Ein dunkles Landeskapitel, das auch im modernen Kambodscha längst nicht zur Gänze aufgearbeitet ist. So ist es auch kein Wunder, dass der blutige Genozid ein ums andere Mal im Fokus kambodschanischer Literatur steht.
Das sorgt während meiner Buchreise nach Kambodscha sicher nicht für leichte Kost. Um einen echten Eindruck vom Land und seinen Menschen gewinnen zu können, kann ich dir die einzelnen Titel jedoch nur ans Herz legen.
Übrigens gehörte auch ich einst zur Fraktion der Papier-und-Tinte-Anbeter, kann dir mittlerweile aber zumindest fürs Reisen wirklich nur einen eReader ans Herz legen! Egal ob Amazons Kindle oder ein Open-Source-System á la Tolino, schon allein der Platzfrage im Backpack wegen, ist der elektronische Reisebegleiter für mich mittlerweile schlicht unverzichtbar!
Pol Pots Lächeln: Eine Reise durch das Kambodscha der Roten Khmer
Als vier schwedische Linksintellektuelle der Schwedisch-Kambodschanischen Freundschaftsgesellschaft 1978 nach Kambodscha reisen, ist die blutige Unterdrückung durch die Roten Khmer bereits in vollem Gange. Dennoch berichten die Reisenden nach ihrer Heimkehr von glücklichen Menschen und einem Land voller positiver Impressionen.
Eine Diskrepanz, die der schwedische Schriftsteller Peter Fröberg Idling – der selbst zwei Jahre in Kambodscha lebte – so nicht stehen lassen konnte und die Wahrheit darüber, wie es zu solch verklärten Eindrücken kommen konnte, mittels persönlicher Interviews und intensiver Recherche ans Licht zu bringen suchte. Seine Erkentnisse fasste er mit „Pol Pots Lächeln: Eine Reise durch das Kambodscha der roten Khmer“ auf mehr als 350 Seiten zusammen.
Bislang nicht als eBook erhältlich, findest du das Taschenbuch sowohl auf Amazon, als auch Thalia.
Die Kinder der Killing Fields: Kambodschas Weg vom Terrorland zum Touristenparadies
Schätzungsweise ein viertel der Bevölkerung, mindestens aber 1,7 Millionen Menschen mussten unter der gerade einmal vierjährigen Herrschaft der Roten Khmer ihr Leben lassen. Die Aufarbeitung des dunklen Landeskapitels dauert bis heute an und erst in den letzten Jahren kam es in Phnom Phen durch ein Sondertribunal zur Verurteilung der Verantwortlichen.
Doch noch immer stellt sich die Frage, wer ist Opfer, Mörder und wer Mitläufer. Der schwierigen Beantwortung dieser Fragen ging Spiegel-Korrespondent Erich Follath mit „Die Kinder der Killing Fields: Kambodschas Weg vom Terrorland zum Touristenparadies“ nach und zeigt auf, wie die neue Generation die blutige Vergangenheit ihres Landes noch Jahrzehnte später aufzuarbeiten versucht und dabei ganz neben auf der Suche nach einer neuen Identität ist.
Bislang nicht als eBook erhältlich, findest du das Taschenbuch sowohl auf Amazon, als auch Thalia.
Ein visueller Exkurs:
Auch kinematographisch wurden die Bluttaten der Roten Khmer bereits beeindruckend vor die Linse gebracht. Das 1984 veröffentlichte Spielfilmdebüt des französisch-britischen Filmemachers Roland Joffé wurde binnen kürzester Zeit zum Liebling der Kritiker und unter anderem mit drei Oscars ausgezeichnet.
„The Killing Fields – Schreiendes Land“, begleitet den US-Journalisten Sydney Schanberg, der für die New York Times über den kambodschanischen Bürgerkrieg berichten sollte, sich mit der Machtübernahme von Pol Pots Regime jedoch an der Ausreise gehindert sah und die „Säuberungsaktionen“ der Roten Khmer hautnah miterleben musste.
Der weite Weg der Hoffnung
Wie viele ihrer Leidensgenossen endete für Loung Ung der Überlebenskampf gegen die Roten Khmer in einem thailändischen Flüchtlingslager. Nach vier Monaten schaffte sie, was vielen der Waisenkinder dort verwehrt blieb. Sie fand einen Sponsor, der ihr die Ausreise in die USA und damit den Beginn eines neuen Lebens fernab von Gewalt und Unterdrückung ermöglichte. Heute setzt sich die Autorin als Menschenrechtsaktivistin vornehmlich für die Kampagne für eine Welt ohne Landminen ein.
Mit „Der weite Weg der Hoffnung“ erzählt sie von ihrer Kindheit in der Landeshauptstadt Phnom Phen, ihrer Flucht vor den Roten Khmer in den kambodschanischen Dschungel, ihrer Zeit im Arbeitslager und von ihrer Zwangsausbildung zur Kindersoldatin. Ein persönliches Porträt, das in diesem Jahr inszeniert durch Angelina Jolie auch seinen weg auf die Kinoleinwände finden soll . Einen deutschen Starttermin gibt es jedoch noch nicht.
Als Taschenbuch und für dein Kindle findest du das Porträt auf Amazon,
Die ePub-Version für alle anderen eReader gibt es auf Thalia.
Wohin du auch gehst: Die Geschichte einer fast unmöglichen Liebe
Es ist eines der wenigen Porträts zu Kambodscha, dass sich nicht um die Zeit der Roten Khmer dreht: Als der deutsche Journalist Benjamin Prüfer 2003 nach Kambodscha reist, ahnt er nicht, dass der Trip sein Leben für immer verändern sollte. In einer Disko trifft er auf Sreyeko, in die er sich kurz später verliebt. Was er nicht weiß, Sreyeko ist eine Prostituierte und HIV-positiv. Entgegen aller Wiederstände kämpfen die zwei dennoch für ihre Beziehung.
Mit „Wohin du auch gehst: Die Geschichte einer fast unmöglichen Liebe“ brachte Prüfer die unglaubliche Begegnung schließlich zu Papier und der filmreife Stoff schaffte es 2009 unter dem Titel „Same Same But Different“ sogar zur Verfilmung.
Bislang nicht als eBook erhältlich, findest du das Taschenbuch sowohl auf Amazon, als auch Thalia.
Im Schatten des Banyanbaums
Mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Debütroman „Im Schatten des Banyambaums“ verarbeitete die kambodschanisch-stämmige Autorin Vaddey Ratner ihre eigene Kindheit unter der Gewaltherrschaft der Roten Khmer.
Erzählt aus der Perspektive der siebenjährigen Raami berichtet sie von der Grausamkeit des neuen Regimes, aber auch von Menschlichkeit und Zusammenhalt unter der Bevölkerung.
Als Taschenbuch und für dein Kindle findest du das Porträt auf Amazon,
Die ePub-Version für alle anderen eReader gibt es auf Thalia.
Der Tiger in meinem Herzen
Arn Chorn-Pond kam Anfang der 1980er in die USA, nachdem er von einem amerikanischen Reverend aus einem Flüchtlingslager in Thailand aufgelesen wurde. Die Jahre zuvor verbrachte der Teenager als Zwangsarbeiter und späterer Kindersoldat unter der mutwilligen Führung der Roten Khmer. Heute setzt er sich als Menschenrechtler für seine kambodschanische Heimat ein.
Die US-amerikanische Autorin Patricia McCormick suchte das Gespräch mit Arn und hielt seine Geschichte in ihrem biographischen Roman „Der Tiger in meinem Herzen“ ungeschönt und authentisch fest – wofür sie es im vergangenen Jahr auch unter die Nominierten des deutschen Jugendbuchpreises schaffte. Eine Geschichte vom Überleben und darüber, wie schwindend die Grenze zwischen Opfer und Täter dabei ausfällt. Harter Tobak – jedoch mein persönliches Must-Read!
Als Taschenbuch und für dein Kindle findest du das Porträt auf Amazon,
Die ePub-Version für alle anderen eReader gibt es auf Thalia.
Wenn der Buddha lächelt
Einen etwas anderen Aspekt des kambodschanischen Lebens finden Interessierte in der nur noch gebraucht erhältlichen Sammlung „Wenn der Buddha lächelt“. In dem lehrt der 1988 zum Oberhaupt des kambodschanischen Buddhismus ernannte Mönch und Friedensaktivist Maha Ghosananda Einfachheit und Achtsamkeit, sowie den Weg zum inneren Frieden. Auch für Leser ohne religiöse oder spirituelle Gesinnung, bietet der Ratgeber demnach wichtige Einblicke in buddhistische Wertevorstellungen und damit auch nicht zuletzt in kambodschanische Normensysteme.
Eine Auswahl gebrauchter Ausgaben des Taschenbuchs findest du Amazon
Inspiriert? Dann nichts wie ran an die Bücher und loslesen! Vermisst du einen ganz bestimmten Titel oder hast sonst noch Fragen oder Anregungen? Dann hinterlasse mir einen Kommentar! Ich freu mich von dir zu hören.
Offenlegung
Indem du über die gesetzten Affiliate-Links bestellst, hilfst du mir dabei den Blog langfristig fortzuführen. Für jeden gekauften Artikel erhalte ich eine kleine Provision. Die entstehen dadurch aber natürlich keinerlei Extrakosten!
Vielen Dank für deine Unterstützung!
Kommentar verfassen