Er ist das wohl am häufigsten genutzte Verkehrsmittel in Südostasien – der Roller. Ob als Familienkutsche, Taxi oder umgebaut zur rollenden Garküche, das motorisierte Zweirad wird hier zum Multifunktionswerkzeug der Fortbewegung. Um dem Lebensgefühl der Einheimischen näher zu kommen, aber eben auch, weil es unsagbar praktisch und vielerorts gar nicht ohne geht, mieten sich Reisende in ihrer Destination mittlerweile ganz selbstverständlich tage- oder wochenweise ihren ganz persönlichen fahrbaren Untersatz. Aus dieser Selbstverständlichkeit resultiert mittlerweile jedoch leider auch immer häufiger Unachtsamkeit und Leichtsinn. Das Ergebnis sind abgezockte Touristen und eine steigende Zahl an Unfällen, in die Ausländer verwickelt sind. Damit du ganz unbesorgt mit dem kleinen Flitzer deine Umgebung erkunden kannst, verrate ich dir hier, worauf du beim Roller mieten in Thailand, Indonesien und Co. Achten solltest:
Beim Vermieter
Bevor man überhaupt ans Fahren denken kann, muss man natürlich erst mal an einen Roller kommen und damit kommen wir auch ohne Umschweife zum Vermieter:
Eigens spezialisierte Roller-Vermieter, wie sie in Thailand zu finden sind, findet man in Indonesien eher selten. Üblicherweise bieten Reisebüros oder Unterkünfte eine Anmietung an. Idealerweise solltest du deinen Roller nach Möglichkeit immer bei deiner Unterkunft mieten. Hierfür sprechen zwei Gründe:
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In Kombination mit deiner Unterkunft kannst du bessere Rabatte herausschlagen
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Eine Garantie gibt es zwar nie, aber grundsätzlich ist dem Vermieter deiner Unterkunft sicher mehr daran gelegen dich nicht über den Tisch zu ziehen, als Anbeiter XY vom Straßenrand
In Thailand etwa reihen sich oft spezialisierte Vermieter eng aneinander. Dennoch empfiehlt sich es zu erst bei der Unterkunft zu versuchen. Bieten die einen solchen Service nicht an, dann frag zumindest nach einer Empfehlung. Dank großer Familien gibt es im Zweifelsfall nämlich immer irgendeinen Bruder oder Cousin tausendsten Grades der als Vermieter tätig ist. Hier dürfen dann auch wieder die zwei oben erwähnten Vorteile angewendet werden.
Internationaler Führerschein
Obwohl das mit dem Führerschein bei der Anmietung in der Regel ziemlich locker gesehen wird (meist wird nur kurz gefragt, ob man den schon mal Roller gefahren sei), ist der spätestens bei einer Polizeikontrolle oder im Falle eines Unfalls unabdingbar. Der normale europäische Führerschein reicht dann nicht aus und du solltest dir vor deiner Abreise einen Internationalen Führerschein zulegen:
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Zu bekommen bei der Führersteinstelle
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Kosten je nach Region etwa 15-20€
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Du brauchst: Pass/ Perso, Europäischen Führerschein, biometrisches Lichtbild
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die Ausstellungsdauer variiert, erkundige dich also rechtzeitig
Kaution
Oft wird eine Kaution für die Anmietung verlangt (üblich v.a. In Thailand). Das kann ein vereinbarter Geldbetrag oder der Pass sein. Letztere Variante ist aber denkbar ungünstig. Klar muss sich auch der Vermieter absichern, denn auch unter den Touristen gibt es schwarze Schafe. Dennoch solltest du deine einzige Möglichkeit wieder nach Hause zu kommen nicht aus der Hand geben! Immerhin wäre das im Zweifelsfall das ideale Druckmittel gegen dich. Auch hier gilt, versuche am besten bei deiner Unterkunft zu buchen. Die hat zu Beginn ja bereits deine Datwn aufgenommen und mit deinem Gepäck vor Ort wird hier von der Forderung einer Kaution in aller Regel abgesehen.
Tanken
Wie beim Auto mieten auch, solltest du im Vorfeld klären wie du den Roller wieder abgeben sollst. Üblich sind Herausgabe und Abgabe mit leerem oder vollem Tank. Tanken kannst übrigens entweder ganz normal an einer Tankstelle oder – vor allem in ländlichen Regionen üblich – an vielen kleinen Ständen, die den Sprit flaschenweise am Straßenrand verkaufen. Die Preise an der Tankstelle sind dabei in aller Regel etwas günstiger, während die Flaschenvariante regional meist einheitlich ausgepreist wird.
Rollerübernahme, Scams und Abzocke
Die wohl häufigste Art und Weise mit der ahnungslose Urlauber von Roller-Vermietern über den Tisch gezogen werden ist die, bei Rückgabe angebliche Schäden vorzuwerfen und den Mieter dann dafür bezahlen zu lassen. Da hilft kein Diskutieren und Aufregen, ohne entsprechende Beweise bleibt man nur all zu gerne auf dem angeblich verursachten Kosten sitzen. An dieser Stelle ist die Polizei leider auch oft keine Hilfe. Korruption steht vielerorts nämlich noch immer an der Tagesordnung. Nun zeigt sich auch, warum es besonders wichtig ist seinen Pass nicht als Pfand zu hinterlegen. Der wäre in dieser Situation nämlich ein zusätzliches Druckmittel um dich zum Zahlen zu bewegen. Wie aber kann ich vermeiden, dass mir fälschlicherweise Schäden angedichtet werden und ich abgezockt werde?
Nicht einschüchtern lassen!
Das Zauberwort in diesem Fall lautet Selbstbewusstsein! Sicher gibt es nie eine hundert prozentige Garantie nicht doch einmal um einige Euro erleichtert zu werden, zeigt man aber von vorne herein, dass man genau weiß, was Sache ist, steigt die Hemmschwelle für potentielle Übeltäter schon ungemein. Genau deswegen ist es besonders wichtig vor der ersten Nutzung des Rollers alle Schäden penibelst genau festzuhalten. Die wohl einfachste Lösung ist die, mit dem Handy Bilder vom Gefährt zu machen. Sei dabei ruhig so offensichtlich wie möglich auch wenn es in dem Moment etwas unangenehm wirkt. Wie gesagt, Selbstbewusstsein schreckt ab! Alternativ führen (v.a. In Thailand) viele Anbieter Listen, an denen etwaige Vorschäden eingetragen werden. Sei auch hier genau und bestehe darauf, dass auch der kleinste Kratzer eingetragen wird. Wurde etwas nicht vermerkt unterschreibe nicht! Denke auch daran, Licht und Bremsen vorher zu testen.
Straßenverhältnisse & Verkehr
Der wohl häufigste Grund, warum es zu Unfällen kommt ist die Unterschätzung der Straßenverhältnisse und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten.
Tatsächlich sind die Straßen zumindest auf den Hauptrouten der touristischen Gebiete erstaunlich gut ausgebaut und instand gehalten. Aber nur weil keine offensichtlichen Gefahren, wie etwa große Schlaglöcher ersichtlich sind, sind die Bedingungen nicht automatisch ideal.
Sandige Straßen
Oft in Meeresnähe gelegen oder einfach ob der großen Trockenheit der umgebenden Landschaft, die Straßen sind oft sehr sehr sandig, wodurch es schnell rutschig werden kann. Hier gilt, kein ruckartiges Beschleunigen oder Abbremsen um ein Ausbrechen der Reifen zu vermeiden. Außerdem natürlich: Geschwindigkeit runter! Auf nicht ausgebauten Schotterpisten, wie sie oft auf dem Weg zum Strand oder Sehenswürdigkeiten zu finden sind, gilt natürlich doppelte Vorsicht.
Kurven und Hügel
Der Straßenverlauf schmiegt sich zudem meistens in die Landschaft ein – ideale Voraussetzungen für eine ausgedehnte Erkundungstour also. Aber auch hier gibt es einiges zu beachten: Das Gelände ist oft sehr hügelig und so siehst du dich schnell mit besonders steilen Straßen konfrontiert. Auf dem Weg nach oben ist Geschwindigkeit dabei sowieso kein Thema, weil den meisten Rollern die nötigen Pferdestärken fehlen um mit mehr als 20 km/h den Berg hochzukriechen. Abwärts sieht das schon ganz anders aus. Kontinuierliches Bremsen (vor allem in den Kurven!) ist hier wichtig. Außerdem am Ende ein wenig ausrollen lassen und langsam wieder mehr Gas geben. Wer zu schnell aufdreht fliegt schon mal über den Lenker….eher suboptimal.
Linksverkehr und Straßenregeln
Grundsätzlich wird in den meisten Teilen Südostasiens auf der linken Straßenseite gefahren. Mit dem Roller geht das aber recht problemlos, da man ja nicht schalten muss und im Zweifelsfall einfach dem Vordermann hinterherfährt. Schwieriger ist es da schon sich in den laufenden Verkehr einzufügen. Vergiss die heimischen Regeln. Spurmarkierungen sind hier tendenziell eher sehr grobe Richtlinien und eigentlich fährt jeder da, wo gerade Platz ist. Für dich als ortsfremden gilt dabei: Versuche dich einzufügen. Zu ängstliches Fahren hält alle anderen auf und führt letztlich genauso schnell zu Unfällen, wie zu waghalsiges Fahren. Orientiere dich aber nicht an den Manövern vieler Einheimischer, die in einem Affenzahn durch die kleinsten Lücken heizen. Den Kampf Auto gegen Roller, wirst du immer verlieren.
Hupen
Kommen wir nun zu einer Verhaltensweise, die für uns Westler zunächst ziemlich befremdlich ausfällt: Das Hupen. Bei uns zuhause Mittel zur Agressionsäußerung,wird der beherzte Griff zur Hupe hier genutzt um auf sich Aufmerksam zu machen. Wenn man zum Beispiel jemanden überholt, genügt ein kurzer Drücker, um zu sagen: „Achtung, ich fahre jetzt an dir vorbei!“. Nach dem gleichen Muster kommt das akustische Signal auch an unübersichtlichen Stellen und vor allem vor starken Kurven zum Einsatz. Hier stehen zum Teil sogar Schilder, auf denen die abgebildete Tröte das Hupen sogar verlangt. Außerdem wird so mit Straßenhunden kommuniziert. Die sind nämlich ziemlich gut auf den Verkehr eingestimmt. Steht ein Hund auf der Straße, genügt ein Hupen und der Vierbeiner trottet zum Straßenrand. Das gilt übrigens nicht für Hühner. Die Vögel sind leider nicht die Hellsten und können, obwohl in Sicherheit am Straßengraben pickend, völlig panisch und laut kreischend urplötzlich auf die Straße rennen, da hilft auch kein Hupen mehr…
„Why did the chicken cross the road? To scare the shit out of tourists!“
Beschilderung & Ortskunde
Das mit den Schildern ist in Asien so eine Sache. Wenn sie in dir verständlicher Schrift geschrieben sind, sind sie oft sehr klein und leicht zu übersehen angebracht oder einfach ohne Kontinuität. Nicht selten führen auch nur Schilder aus der nächsten größeren Stadt zu Sehenswürdigkeiten. Kommst du aus der entgegengesetzten Richtung lohnt sich also ein Blick zurück. Karten, wie du sie oft in der Unterkunft bekommst, können hilfreich sein, müssen sie aber nicht. Im Zweifel hilft da dann nur Fragen, was oft aber auch nicht ganz so einfach ist. Die Südostasiatische Mentalität sorgt dafür, dass man dir auf jeden Fall helfen möchte, auch wenn man den Weg vielleicht eigentlich nicht kennt. Es empfiehlt sich also immer unabhängig von einander mindestens zwei Personen nach der richtigen Richtung zu fragen.
Retter in der Not
Einfacher wäre natürlich ein GPS oder eine App am Smartphone. Eine tolle App ist maps.me. Eine App mit der du dir via W-Lan Karten deines Ziellandes herunterladen kannst und einzelne Sehenswürdigkeiten markieren kannst. Der Clou ist aber der, dass die Routenbeschreibung unterwegs dann ohne W-Lan funktioniert. Außerdem sind die Karten überraschen detailliert und sie kennen auch kleinere, nicht ausgebaute Nebenstraßen. Für jemanden wie mich, der einen Orientierungssinn wie ein Goldfisch hat, eine echte Hilfe und wirklich zu empfehlen.
Polizeikontrollen
Obwohl beim Vermieter oft nicht verlangt, solltest du unbedingt deinen Internationalen Führerschein beim Fahren mit dir führen. Leider sind Touristen bei Kontrollen oft ein beliebtes Ziel, um unnötige Busgelder zu verhängen. Zusammen mit den Fahrzeugpapieren, die findest du in aller Regel im Helmfach unter deinem Sitz, und einem Helm (der ist tatsächlich meist Pflicht) sollte aber nichts schief gehen. Bei sehr penetranten Gesetzeshütern soll es – laut einer indonesischen Bekanntschaft – helfen so zu tun, als spreche man kein Englisch und nicht zu verstehen, was der Kontrolleur von einem wolle.
Die richtige Kleidung
Wie oft sehe ich einen tollkühnen Backpacker an mir vorbeibrausen, wie er da in Shirt und Shorts au seinem Roller sitzt, die Haare im Wind wehend und die be-flip-flopten Füße lässig über den Rand des Einstiegs hängen lassend. Im Idealfall hat er eine gleichermaßen spärlich bekleidete Begleitung hinter sich sitzen, die ihre nackten Waden ganz entspannt an die Maschine drückt.
Helm tragen!
Man sollte meinen, die meisten Reisenden wären aus dem Alter raus, in dem es nur darum geht besonders „cool“ auszusehen. An einer offen Schädelfraktur kann ich aber so gar nichts cooles finden und mein Verständnis für die Helmlosigkeit hält sich entsprechend in Grenzen. Gerade wegen der oben beschriebenen, oft unterschätzen Straßenverhältnisse kommt es doch schneller zum Sturz als erwartet und ohne Helm kann aus ein paar Schürfwunden eben schnell der Pflegefall werden. Muss nicht sein, also Helm auf! Word!
Nein zu Flip Flops!
Auf der Prioritätenliste sicher nicht ganz so weit oben, wie der Helm. Dennoch: Obgleich ich ja verstehen kann, dass das Wohl beliebteste Schuhwerk des Landes unsagbar praktisch ist – reinschlupfen, fertig und so – sind die offenen Latschen sicher die denkbar ungünstigste Wahl zum Roller fahren. Man stelle sich vor, die Straße wird unerwartet uneben oder sandig, der Roller gerät ins Schlingeln und man versucht sich unter Bremsen noch irgendwie abzufangen. Wo sind in diesem Moment wohl die eigenen Füße? Richtig, nicht mehr auf dem Roller, sondern auf dem Asphalt. Eine ganz normale Reaktion, die ohne feste Schuhe aber schon mal zum Verlust des ein oder anderen Zehs führen kann….
Sonnenschutz!
Ok, keiner wird im Urlaub seine Motorrad-Montur auspacken. Jede noch so kleine Schicht, die im Ernstfall aber den direkten Kontakt deiner Haut mit dem Asphalt verhindert, kann aber wichtig sein. In der Praxis sicher oft unpraktikabel, da man kaum den ganzen Tag in langen Klamotten rumlaufen will. Als Minimalausstattung empfehle ich aber definitiv zumindest ein langes Oberteil. Wer sich beim Rollerfahren seinen ersten fetzen Sonnenbrand geholt hat wird zukünftig ganz automatisiert zur Jacke oder Weste greifen. Für alle anderen gilt: Sonnenschutz nicht vergessen!Eine Sonnebrille schützt nicht nur vor blendender Sonne, sondern verhindert auch Sand und Insekten in den Augen. Bei dichtem Verkehr und um später nicht das Negativ der Brille auf die Haut gebrannt zu haben, einfach ein Tuch über Mund und Nase legen. Außerdem sollte immer daran gedacht werden, dass der Auspuff der Roller zum teil kochend heiß werden kann. Ein Hinweis, der vor allem die hinten sitzenden Beifahrer vor bösen Verbrennungen an der Wade schützen soll.
Auf den ersten Blick mag das alles ziemlich viel aussehen, letztlich sind es aber völlig selbstverständliche Verhaltensregeln. Wer sich daran hält, braucht sich kaum mehr Sorgen machen und erhälst mit einem Roller nicht nur einer der geilsten Möglichkeiten eine Region ganz genau und auf eigene Faust erkunden sondern bekommt dabei ganz nebenbei noch ein kleines bisschen Roadtrip-Feeling. Und wie einem der Fahrtwind so um die Nase weht, sich vor einem die weiten eines exotischen Landes erstrecken, kleine Dörfer an einem vorbeirauschen, ist es letztlich das, wonach die meisten auf ihren Reisen suchen – absolute Freiheit!
Ich hoffe ich konnte jenen, die sich bisher gescheut haben einen eigenen Roller zu mieten ein wenig die Angst nehmen und all denen, für die der fahrbare Untersatz schon so selbstverständlich ist, wie für mich, ein paar wichtige Tipps mit auf den Weg geben. Hast du noch Fragen? Oder fehlt die etwas in meiner Auflistung? Dann immer rein damit in die Kommentare. Ich freue mich von dir zu hören!
10. März 2016 at 12:18
Vielen Dank für deine Infos! Ich finde deinen Schreibstil einfach klasse – perfekt und informativ zusammengefasst und überhaupt nicht um den heißen Brei geredet, wie es so viele andere Blogger machen! Du hast mir beim Planen meiner Reise wirklich sehr weitergeholfen!!
11. März 2016 at 1:04
Hallo Michele,
vielen lieben Dank fuer das Kompliment! Das hoert man natuerlich gerne. Und gerade in Anbetracht der wachsenden Blogger-Gemeinde freut es mich natuerlich sehr, wenn mein Stil ankommt und ich helfen konnte. Ich wuensche dir schon jetzt wahnsinnig viel Spass bei deinem Reiseabenteuer, geniess es!!
Ganz liebe Gruesse
Sandra!!
PS: Ein Teil meiner Tastatur hat sich hier in Mexiko leider verabschiedet ;( Daher auch die etwas umständliche Schreibweise