Wer oder was sind eigentlich diese Backpacker? Ein jeder, der mit dem Rucksack auf dem Rücken in die Welt auszieht? Oder gehört gar mehr dazu, um sich zur illustren Runde der Rucksackreisenden zählen zu dürfen? Und wer oder was sind dann eigentlich Flashpacker? Ich gehe den klassischen Definitionen der Traveller-Szene auf den Grund stelle mir die Frage, braucht es das Ganze überhaupt?
Der Backpacker
Definition:
Als in den 50er- und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die ersten jungen Leute mit nichts weiter als einem Rucksack auf dem Rücken und einem mehr als überschaubaren Budget in der Brieftasche auszogen, um die Welt zu entdecken, war die Bewegung der Backpacker geboren.
Der Backpack, also Rucksack, wurde dabei zum Namensgeber dieser Individualtouristen. Und weil Flüge damals noch wesentlich teurer waren als heute, blieb den jungen Weltenbummlern fast nichts anderes übrig, als unterwegs einen Low-Budget-Lifestyle zu pflegen.
Diese Neigung für möglichst wenig Geld möglichst viel zu erleben hat sich – trotz sinkender Flugpreise – bis heute in der Szene gehalten und Backpacker werden nach wie vor als wenig anspruchsvolle Pfennigfuchser gehandelt. Dabei handelt es sich zumeist um Abiturienten und Studenten, die Abschnitte vor oder während einzelner Bildungsabschnitte zeitlich nutzen, um ihrem Fernweh zu frönen.
In Summe macht den typischen Backpacker also Folgendes aus:
- Anfang Mitte 20
- ist mit Rucksack auf dem Rücken unterwegs
- reist mit kleinem Budget
- legt wenig Wert auf Komfort
- fühlt sich im günstigen Mehrbettzimmer wohl
- oftmals da zu finden, wo die nächste große Party steigt
Der Flashpacker
Definition:
Der ganzen „Geiz ist Geil“-Mentalität ein wenig entwachsen sind die sogenannten Flashpacker. Die tauschen das Bett im Hostel gerne mal gegen ein gemütliches Einzelzimmer und Privatsphäre ein und zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie eben nicht jeden Cent dreimal umdrehen.
Etwas mehr Komfort darf es Insgesamt also schon gerne sein und das darf dann auch gerne etwas mehr kosten.
Flashpacker zeichnen sich also dadurch aus, dass sie mit höheren Ansprüchen und im Umkehrschluss auch höherem Budget unterwegs sind. Alterstechnisch findet man dabei oft eine etwas „ältere“ Generation um 30, deren fester finanzieller Rückhalt ihnen die kleinen Extravaganzen des Reisens ermöglicht. Ganz im Gegensatz zum typischen Backpacker kommt in dieser Reisegruppe auch oft ein solider Trolley oder Koffer anstelle eines Backpacks zum Einsatz.
In Summe macht den typischen Flashpacker also Folgendes aus:
- Um die 30
- Trolley/ Koffer statt Backpack
- mittleres Budget mit Raum für den kleinen Luxus
- komfortverwöhnt
- Boutiquehotels und Privatunterkünfte statt Hostels
Die Realität:
So viel zu Theorie, in der Praxis gestaltet sich das Ganze selbstverständlich nicht ganz so einfach. Da wäre zunächst einmal der Begriff „Backpacking“ an sich. In weiten Teilen der USA (aber auch andernorts) wird Backpacking nämlich synonym zu Hiking, also Wandern gebraucht, sofern die meist mehrtägigen Trips es erfordern mit großen Backpack also Rucksack loszuziehen. Das ist eigentlich auch wenig überraschend, immerhin stand für Jack Wolfskin, Deuter und Co. bei der Entwicklung ihrer multifunktionalen Rucksäcke in erster Linie sicher nicht der Weltenbummler, sondern der Backpacker im Sinne eines naturverbundenen Sportlers im Vordergrund.
Nach der jahrelangen, erfolgreichen „Zweckentfremdung“ des Sportlerequipments und dem Tausch von Bergen, Wald und Wildnis gegen Langstreckenflüge, Südsee und fremde Kulturen, konnten sich die Rucksackreisenden derweil jedoch als feste Zielgruppe der Sportartikelhersteller etablieren und haben sich dabei irgendwie doch um ihren Titel als Backpacker verdient gemacht.
Du merkst also schon, so klar sich die Abgrenzung erst mal ließt, so unscharf stellt sie sich in der Realität dar und in den meisten Fällen ist eine saubere Einteilung plötzlich gar nicht mehr so einfach:
- Was etwa ist mit den große Minimalisten, die überhaupt nur noch mit Handgepäck unterwegs sind? Definiert sich deren Status als Reisender am Ende nur noch über ihr Budget?
- Du bist mit Rucksack unterwegs und kannst dir finanziell keine großen Sprünge erlauben, findest Hostels und ewige Feierei aber eher wenig ansprechend? Zu anspruchsvoll also für einen „echten“ Backpacker, aber zu arm für einen Flashpacker? Was bist du denn nun?
- Und was ist mit den zahlreichen Roadtriplern (etwa in Australien oder Neuseeland), die ihre Reise zwar individuell, dafür mit fahrbarem Untersatz gestalten? Ist es dabei nicht völlig Wurst, welches Gepäckstück man dabei hat? Und die Frage nach der Unterkunft erübrigt sich dann auch recht schnell oder?
Im Grunde ist es ganz einfach, in irgendeiner Form sind wir alle Individualtouristen (ja ja, ich weiß Tourist, das böse Wort). Und diese ganze, meiner Meinung nach völlig überflüssige, Definitionschose bedeutet am Ende des Tages eigentlich nur, dass wir es wieder einmal nicht lassen können uns gegenseitig in Schubladen zu stecken.
Wer jedoch unbedingt ein klares „Label“ braucht, um seinen Reisetyp zu definieren, sollte vielleicht noch einmal überlegen, ob er wirklich verstanden hat, worum es beim Reisen eigentlich geht.
Es geht um dich, um deine Erfahrungen und um dein Abenteuer. Keine Reise ist gleich und damit kann und sollte im Grunde erst recht auch kein Reisestil absolut identisch sein. Was für dich passt, muss für den nächsten noch lange nicht das Gelbe vom Ei sein. Mach dich also frei von solchen Kategorisierungen und mach worauf du Lust hast.
Dein Reiseblog rund ums Thema Backpacking …
Ja, du hast mich ertappt. Auch ich verwende Backpacking als einen der großen Inhalte meines Blogs. Heißt das jetzt, dass alle Flashpacker da draußen bei meinen Beiträgen und Tipps an der falschen Adresse sind? Wohl kaum. Ich verstehe „Backpacking“ mittlerweile ganz simpel ausgedrückt als praktischen Überbegriff, der alle Weltenbummler, Fernwehgeplagte und Globetrotter da draußen einschließt, die in irgendeiner Form individuell unterwegs sind. Menschen die reisen und nicht einfach nur Urlaub machen, und deren Bewegungsradius sich nicht auf das ein halbes Jahr im voraus gebuchte All-In-Resort beschränkt.
Und des Pudels Kern?
Es ist Dein Leben, mach es zu Deinem Abenteuer!
Wie stehst du zu dem Thema? Ist es dir wichtig dich als „echter“ Backpacker abzugrenzen, oder geht dir das alles gepflegt am aller Wertesten vorbei? Und wenn es denn schon Labels sein müssen, dann lieber Backpacking oder Flashpacking? Was ist dein Reisetil? Hinterlasse mir einen Kommentar, ich freue mich wie immer von dir zu hören!
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